Basophilen-Degranulations-Test (BDT)
Der Basophilen-Degranulations-Test (BDT)
Mit diesem Testverfahren kann man sogenannte Soforttyp-Allergien (auch Typ I-Allergien genannt) nachweisen. Diese Art stellt den Löwenanteil aller auftretenden Allergietypen. Sie ist durch eine schnelle, innerhalb von Sekunden oder Minuten stattfindende Reaktion des Immunsystems auf ein Allergen gekennzeichnet. Gegen dieses Allergen hat im Immunsystem in der Vergangenheit irgendwann eine sogenannte Vorsensibilisierung durch einen ersten Kontakt stattgefunden, der damals keine spürbaren Auswirkungen hatte, nun aber zu einer besonders heftigen Abwehrreaktion führt.
Sicher sind Ihnen die bekanntesten Beispiele für diesen Allergie-Typ geläufig, etwa die allergische Rhinokonjunktivitis, besser bekannt als Heuschnupfen, oder die bisweilen sehr gefährlichen Allergien gegen Insektengifte, etwa von Biene oder Wespe. Bei dieser Art von Allergie spielt eine spezialisierte Gruppe von Zellen unseres Immunsystems, die Basophilen Granulozyten, eine wichtige Rolle.
Treffen diese vorsensibilisierten Zellen auf ein „passendes“ Antigen, werden sie aktiviert und reagieren mit der Ausschüttung von Substanzen wie Histamin, das Heuschnupfen-Geplagten sicher ein Begriff ist, und weiteren sogenannten Mediatoren, also Vermittlern in einer Immunreaktion. Diese Verbindungen (Leukotriene und Interleukine) verstärken ihrerseits die Immunreaktion durch Aktivierung weiterer Zellen.
Inzwischen sind zahlreiche Stoffe bekannt, die solche Allergien auslösen können, darunter chemische Verbindungen, Insektengifte, Pollen, Stäube, Tierhaare, Lacke, Duftstoffe und vieles mehr. Leider kommen auch einige zahnärztliche Werkstoffe wie Acrylatverbindungen, die in Implantaten als Klebstoffe dienen, oder Bestandteile von Wurzelfüllmaterialien als Auslöser solcher Immunreaktionen infrage. Daher halten wir für unsere Patienten beim ZIES diese Untersuchung als diagnostisches Werkzeug bereit, um bei entsprechender Beschwerdelage diese Stoffe als Auslöser der Problematik bestätigen oder ausschließen zu können.
Wie funktioniert der Test?
Der BDT ist ein sogenannter in vitro-Test. Das bedeutet, er wird im Labor unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt. Man spricht beim BDT auch von einem „in vitro-Provokationstest“. Aus einer Blutprobe des Patienten werden Basophile Granulozyten isoliert und in einer Zellkultur für eine bestimmte Zeit gezielt mit dem vermuteten Auslöser zusammen gebracht (inkubiert). Dadurch wird eine Konfrontation der Zellen mit dem möglichen Allergen bewirkt – daher der Begriff Provokationstest. Falls nun die oben beschriebene Reaktion der Zellen stattfindet, geben die Granulozyten die gespeicherten Mediatoren in die Zellkulturlösung ab. Diese Stoffe kann man daraufhin als Indiz für die Zellaktivierung messen. In unserem Fall werden als Allergie-Mediatoren mehrere Vertreter der sogenannten Leukotriene bestimmt. Aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit und Spezifität hat sich diese Messung als besonders verlässlich erwiesen. Im Zuge der Etablierung und der Qualitätskontrolle hat sich für diesen Test gezeigt, dass ein positives Ergebnis dann vorliegt, wenn unter den gegebenen Bedingungen eine Steigerung der Leukotrien-Freisetzung über einen bestimmten Grenzwert hinaus (200 pg/mL) festgestellt wird.
Wie sind Sicherheit und Aussagekraft des BDT einzuordnen?
Der Basophilen-Degranulationstest ist für den Patienten risikofrei. Der Patient kommt zu keinem Zeitpunkt mit einem vermuteten oder tatsächlichen Allergen in Kontakt. Dies erledigen stellvertretend seine Granulozyten für ihn. Damit sind auch überschießende Immunreaktionen wie der sogenannte anaphylaktische Schock, der bei direkter Konfrontation eines Patienten mit einem Allergen auftreten und lebensbedrohend sein kann, ausgeschlossen. Ein weiterer Vorteil des BDT: Falls der Patient aktuell zur Linderung allergischer Beschwerden auf Medikamente wie Anti-Histaminika angewiesen ist, kann der Test trotzdem störungsfrei durchgeführt werden, weil sich die Arzneimittel nicht auf das Resultat auswirken.
Durch permanente, sorgfältige Evaluierung (fachgerechte Überprüfung und Bewertung der Prozesse zur Qualitätssicherung) des Testsystems und das Mitführen von aussagekräftigen Kontrollen wird für diese Untersuchung sichergestellt, dass die erhobenen Daten verlässlich sind.
Gleichwohl kann das Ergebnis der Untersuchung niemals für sich allein gesehen und als alleinige Basis für eine diagnostische Aussage herangezogen werden. Die ermittelten Daten sind stets zusammen mit einer eingehenden Untersuchung des Patienten und in der Gesamtschau mit allen erhobenen Informationen zur Anamnese und mit Bezug zum Beschwerdebild zu beurteilen. Erst unter diesen Umständen können die Resultate aus dem Basophilen-Degranulationstest sinnvoll als Hinweisgeber im diagnostischen Prozess genutzt werden.